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Manege frei für et flejende Mariechen, weil jet Spaß brutnüdig es!

2019
 
 


Manege frei für et flejende Mariechen, weil jet Spaß brutnüdig es!
Premiere des Sitzungszirkus 2019 an der Volksbühne am Rudolfplatz
Köln. Am 21. Februar 2019 war es endlich soweit, der Sitzungszirkus unter der Moderation von „Zirkusdirektor“ Linus öffnete erstmals seine Türen und empfing die jecken Gäste in Erinnerung an den Williams-Bau, der von 1947 bis 1955 der Mittelpunkt des kölschen Fastelovends war. Eine kölsche Revue aus Rede, Tanz und Musik boten die Mitwirkenden von „Kölsch es Trumpf“ und zahlreichen Gästen aus dem Kölner Karneval. Ihnen sagt der „Williamsbau“ nichts? Nun, dort wo heute im Sommer gerne die Studenten am Aachener Weiher grillen, da stand nach dem zweiten Weltkrieg ein riesiger Zeltbau, eigentlich das Winterquartier des Zirkus Williams von Prinzipalin Carola Williams, dort fanden die ersten Sitzungen statt. Der Gürzenich lag noch am Boden, aber die Kölnerinnen und Kölner gelüstete es nach Fastelovend und Ablenkung. Die gab es am Aachener Weiher.

 


 
Punkt 19:00 Uhr startete der knapp dreistündige Sitzungszirkus mit einer Tanzdarbietung des Ensembles unter einer Leinwand, auf der Bilder und Plakate der damaligen Zeit zu sehen waren und dann stand er auf der Bühne, der Zirkusdirektor Linus. Auf kölsche Art begrüßte er die Jecken im Saal, die zum Teil bunt kostümiert waren. Erster Künstler in der „Manege“ war ein wahres kölsches Urgestein, der kölsche Schutzmann Jupp Menth mit seiner bekannt bissigen Rede, bei der nicht nur die Stadtpolitik an der Spitze mit Henriette Reker sein Fett wegbekam. Wie es sich für Premieren gehört, muss nicht alles auf Anhieb klappen und so wartete Jupp Menth zunächst auf sein Mikrofon, doch dieser kleine Mangel wurde schnell vom Literaten Werner Beyer behoben und am Ende konnte sich Jupp mit einem dreifachen Kölle Alaaf selber verabschieden, aber das gehört dazu, denn das ist Kölle auch, ein bisschen chaotisch.
Sofort ging es weiter im Programm und die Rosa Funken „ritten“ auf ihren Stockpferden auf die Bühne und präsentierten ihren neuen Sessionstanz, in dessen Mittelpunkt es um die Schönheit geht. In seiner Absage freute sich Zirkusdirektor Linus darüber, dass es heute in Köln bunt ist. Schwule Männer auf der Bühne – das war damals nicht möglich, selbst die Jungfrau im Dreigestirn musste bei den Faschisten von einer Frau dargestellt werden. Diesen Gewinn an Kultur gilt es heute zu verteidigen.



Mit den Protagonisten von „Kölsch es Trumpf“, Katja Baum, besser bekannt als das „flejende Marieche“, Natascha Balzat als Clown, Sophie Russel als XXL-Mariechen und Marcus Dietz, als der Nubbel und den Tänzerinnen und Tänzern ging es schwungvoll weiter. Herrlich dabei die kölsch-derbe Art von Sophie Russel, wenn sie dem Nubbel erklärt, dass er der Letzte sei, der sich zu freuen hat, schließlich wird er am Ende verbrannt für die Sünden der anderen. Aber das schien dem Nubbel egal, wenn er nur in der Nähe der Aufzieh-Puppe war, seiner offensichtlich großen Liebe.
Jörg-Paul „J. P.“ Weber mit seiner Flitsch, die Originalmandoline von Hans Süper, bewies einmal mehr, dass er mit seiner kölschen Rede schnell einen Saal auf seine Seite ziehen kann. Auch wenn man ihn vielleicht nicht kannte, es gab einige wenige Gäste, wo das so war, waren am Ende alle begeistert von seiner Mischung aus kölscher Rede und Krätzchen, ganz besonders „der letzte Wagen“ oder seine Interpretation vom „Kölschen Jung“. Trotz engem Zeitplan des Zirkusabends waren Zugaben drin und direkt nach dem „Nachwuchs“ kam mit King Size Dick, Opa Kätzmann in der Weihnachtsproduktion „Hellig-Ovend Alaaf“, ein weiteres kölsches Urgestein auf die Bühne. Gemeinsam mit den Jecken im Theatersaal stimmte er kölsche Lieder an und alle sangen textsicher mit, da war Heinz Ganss, wie King Size Dick bürgerlich heißt, begeistert und stellte dem Saal die Frage, warum er eigentlich noch auf der Bühne stehen würde. Da will ihn das Publikum aber noch lange sehen, wie der Applaus bestätigte.
Dann wurde es puschelig, den die Pink Poms, Deutschland erster Männercheeleader-Verein, der 1993 gegründet wurde, begeisterte mit seinen schwungvollen Tänzen die Jecken im Saal und natürlich forderten diese eine Zugabe, die Zirkusdirektor Linus selbstverständlich gerne ansagte. So gepuschelt ging es in die 20minütige Pause.
Die zweite Abteilung startete etwas düster, erinnerte sie doch an die dunkle Zeit der dreißiger/vierziger Jahre, wo auch der Kölner Karneval sich dem Regime unterwarf und das scheinbar nicht unbedingt unter Druck. Eindrucksvoll dabei die Feuershow-Einlage von Srecko Acimovic, der schon zu Beginn des Zirkusabends mit einer kleinen Lasershow auffiel. Einen Feuerspucker im altehrwürdigen „Millowitsch“ hat es bestimmt schon lange nicht mehr gegeben. Sophie Russel ließ danach eine „kleine“ große Kölnerin zurück in ihr Kölle kommen, Trude Heer, die Chefin des Odeon-Theaters an der Severinstrasse und sang das Lied, das wie kein Anderes das Leben in Köln beschreibt, die Rede ist von „Ming Stadt“, das heute noch aktuell ist.



Dass Linus nicht nur Moderator und Zirkusdirektor des Sitzungszirkus war, bewies er mit seinem Auftritt als Reiner „Calli“ Calmund und seinen kölschen Liedern, die jedem Jecken aus der Seele sprachen. Schön auch sein Erinnern an unser aller Mutter hier in Köln, Agrippina Colonia, auch wenn sie nicht wirklich nachweislich schon Kölsch gesprochen haben wird. Aber das ist auch egal, wir glauben dran.
Till „Klappstuhl“ Quitmann hatte zur „Selbsthilfegruppe“ gegen den Karneval eingeladen und jeder einzelne Teilnehmer erklärte seine Probleme, wie die Aufziehpuppe, die ohne fremde Hilfe nichts kann oder der Nubbel, der immer wieder für die Sünden der anderen verbrannt wird. Aber am Ende der Stunde sind sich alle sicher, am Aschermittwoch ist alles vorbei und danach geht es weiter... mit Karneval. Das muss sich auch Kursleiter Klappstuhl eingestehen.
Dass sie auch auf „kleinen“ Bühnen Bestleistung bringen können, bewiesen die Rheinveilchen auf der Volksbühne. Trotz niedriger Bühnenhöhe und Vorhang präsentierten sie zwei temporeiche Tänze voller Akrobatik und Leiter Friedel Löhr hatte seine Truppe bestens im Griff.
Bevor es in das Finale ging, machte das „flejende Mariechen“ seinem Namen alle Ehre und hob an unter die Decke des Theaters und begeisterte mit ihrer Beweglichkeit in luftiger Höhe während unten der Nubbel für sie sang. Wahre Worte, wenn es heißt „Kriesch doch nit, wenn et vorbei es“. Ohne Ende kann nichts Neues anfangen und so ist es halt am Fastelovend, ohne Aschermittwoch und dem Verbrennen des Nubbels kann es keine neue Session geben. Und so trennen sich zwangsläufig für eine Zeit die Wege von Marie und ihrem Nubbel.
Zum großen Finale kamen Pink Poms und Rosa Funken noch einmal auf die Bühne und alle zusammen sangen mit dem Saal „Circus Colonia“ von Ludwig Sebus, das wohl passendste Lied zum Ende des grandiosen Abends in der Volksbühne und unten im Foyer gab sich das gesamte Ensemble noch ein Stelldichein mit den Gästen, die sichtlich alle begeistert waren und ihr Wiederkommen 2020 ankündigten. Ich bin sicher wieder dabei! Der nächste Sitzungszirkus findet vom 23. bis 26. Januar 2020 statt und wer nicht so lange warten will, dem sei Hillig-Ovend Alaaf empfohlen, die Weihnachtsshow von „Kölsch es Trumpf“. Die Aufführungen finden vom 28.11. bis 30.11.19 und vom 16. bis 22.12.19 in der Volksbühne am Rudolfplatz statt.

Text und Fotos: KFE, Kurt Braun

Manege frei für et flejende Mariechen, weil jet Spaß brutnüdig es!

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